Portrait Dr. Christina Steinbach, DocSteinbach

Über Genussmomente im Alltag und Schokoladen-Yoga

Experteninterview mit Dr. Christina Steinbach zur neuen Genuss-Box 2.0

Genuss im Alltag neu entdecken: Das soll künftig durch die Genuss-Box 2.0 möglich werden. Das Tool für Beratung und Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) wurde vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e. V. (BDSI) in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk DR. AMBROSIUS entwickelt und soll zu mehr Genuss anregen. Im folgenden Experteninterview spricht die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Christina Steinbach, die mit ihrem Team maßgeblich an der Entwicklung der neuen BDSI-Genuss-Box 2.0 beteiligt war, über Genuss im Alltag, individuelle Genussmomente und warum die Genuss-Box 2.0 ein Sicherheitsnetz für mehr Entspannung und gegen Stress sein kann.

Titelfoto: © Stefan Steinbach

Was bedeutet für Sie Genuss?

Genuss bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Für mich findet Genuss in unterschiedlichsten Formen statt, er zeigt sich kulinarisch, emotional und sozial. Ein einfaches Beispiel: Beim Autofahren höre ich gerne meine persönliche Playlist. Wenn die Fahrt lang wird oder die Stimmung kippt, heitert die Musik mich wieder auf. Das ist dann mein persönlicher Genussmoment unterwegs.

Kann Genuss für jeden etwas anderes sein?

Ja, das ist sehr individuell. Genuss bedeutet für viele vor allem Essen und Trinken. Aber auch Bewegung oder Zeit in der Natur können Genussmomente sein. Letztendlich geht es darum, sich im Alltag auf persönliche Weise bewusst Genuss zu verschaffen.

Portrait Dr. Christina Steinbach, DocSteinbach

Dr. Christina Steinbach; Foto: © Stefan Steinbach

Findet Genuss in allen Lebensbereichen statt?

Auf jeden Fall. Besonders soziale Erlebnisse, zum Beispiel das Zusammensein mit Freunden – etwa gemeinsames Kochen – bieten viel Potential für Genuss. Auch körperliche oder kulturelle Erfahrungen können zum Wohlfühlmoment werden. Genuss ist etwas sehr Persönliches; er entsteht unabhängig davon, in welchem Lebensbereich wir uns gerade befinden.

Hat unsere Gesellschaft den Genuss verlernt?

Ich denke leider oftmals schon. Im Alltag stehen wir unter enormem Zeit- und Leistungsdruck. Oft wird dann Genuss mit Luxus verwechselt. Ein typischer Genussmoment am Morgen könnte bedeuten, eine halbe Stunde länger zu schlafen oder sich mehr Zeit für die Tasse Kaffee zu gönnen. Dadurch starte ich jedenfalls positiv und wohlgestimmt in den Tag. Genau das wird aber schnell als unproduktiv wahrgenommen und als vermeintlicher Luxus kritisiert. In unserer Gesellschaft ist oft kein Platz für Genussmomente.

Wie lange dauert ein Genussmoment?

Genussmomente sind nicht zeitgebunden. Oftmals genügt schon ein kurzer Moment, zum Beispiel der erste Schluck Tee am Morgen. Gleichzeitig darf Genuss nicht flüchtig sein. Wir müssen lernen, wieder bewusster zu genießen und uns dafür im Alltag nicht nur Zeit für die kleinen, sondern auch Zeit für die größeren Genussmomente einzuräumen. Ein Genussmoment kann also von wenigen Sekunden bis zu einigen Minuten dauern und vielleicht sogar eine Stunde lang sein.

Gibt es eine Genussbegrenzung?

Nein, im Gegenteil: Wir können im Alltag nahezu unbegrenzt Genussmomente erleben. Wir müssen allerdings offen dafür sein. Nur, wenn ich mich auf Genuss aktiv einlasse, kann ich ihn auch bewusst wahrnehmen und meine Lebensqualität damit steigern. Leider haben viele Menschen diese Fähigkeit verlernt. Sie müssen erst wieder lernen, auch die kleinen, alltäglichen Genüsse des Lebens für sich bewusst wahrzunehmen.

Wie gestaltet man den Genussmoment alltagstauglich?

Indem wir innehalten und den Moment bewusst wahrnehmen. Das muss aber natürlich in den Alltag passen. In der Genuss-Box zielen einige Übungen genau darauf ab. Bei einer meiner Lieblingsübungen tanzt man für zwei, drei Minuten zu Musik. Dadurch wird sofort die Stimmung gehoben, und genau das soll Genuss sein. Genuss bedeutet für mich: gute Laune, Endorphine, Glück. Umso wichtiger ist es, dies so oft wie möglich in den Alltag einzubauen.

Portrait Dr. Christina Steinbach, DocSteinbach

Dr. Christina Steinbach; Foto: © Stefan Steinbach

Ist die Genuss-Box 2.0 eine Art Methodenkoffer, wenn man unter Stress steht?

Ja, die Genuss-Box ist aus meiner Sicht ein Sicherheitsnetz für mehr Entspannung und durchaus auch gegen Stress. Sie enthält einfache, gut strukturierte Übungen, deren Ziel immer Alltagstauglichkeit ist. Besonders gut gefällt mir unsere Übung mit Knetmasse. Studien zeigen, dass praktische Tätigkeiten mit den Händen stressreduzierend wirken können. Das wird vielleicht nicht immer zum täglichen Ritual, kann aber in besonders stressigen Phasen schon kurzfristig hilfreich sein, um Stress quasi wegzukneten und Adrenalin abzubauen.

Die Genuss-Box 2.0 – was zeichnet sie aus?

Die Vielfalt. Die Übungen sind einfach und niedrigschwellig und funktionieren sowohl beim Coaching als auch im Betrieb. Die Box liefert konkrete Impulse, Genussmomente schnell und wirksam in den Alltag zu integrieren. Und das Tolle: Ich kann mich von einer Expertin oder einem Experten im Bereich Lifestyle-Coaching professionell anleiten lassen, muss es aber nicht. Denn: Niedrigschwelligkeit ist das Zauberwort. Ausnahmslos alle Übungen und Anregungen sind so gewählt, dass jede und jeder ohne Hilfe durch Dritte loslegen und entdecken kann, was ihr oder ihm guttut.

Haben Sie Lieblingsübungen aus der Genuss-Box 2.0?

Ja, besonders die sensorischen Übungen finde ich toll, zum Beispiel das Mörsern von Kräutern und Gewürzen. Wir nehmen dadurch Gerüche viel intensiver wahr. Wertvoll finde ich auch die Entspannungsübungen, etwa einen Brief an sich selbst zu schreiben. Wie geht es mir im Moment? Was wünsche ich mir für die Zukunft? Solche Fragen regen zum Nachdenken an und können ein wichtiger Teil der Selbstreflexion sein. Aber auch alle Übungen, die in der Natur stattfinden, gefallen mir gut.

Funktioniert die Genuss-Box 2.0 überall?

Das war unser Ziel. Die Genuss-Box 2.0 ist so konzipiert, dass sie in jeden Lifestyle passt. Nicht jede Übung funktioniert an jedem Ort. Aber jeder kann sich die Übungen individuell so zusammenstellen, dass sie optimal in den Alltag einfließen können. Unsere Genussmomente sollen leicht zugänglich und flexibel sein.

Portrait Dr. Christina Steinbach, DocSteinbach

Dr. Christina Steinbach; Foto: © Stefan Steinbach

Es gibt eine Genuss-Box-Übung, die sich Schokoladen-Yoga nennt. Was hat es damit auf sich?

Die Idee hinter Schokoladen-Yoga basiert auf einer wachsenden Zahl von Studien, die vor allem die Vorteile der Achtsamkeitspraxis untersuchen. Forschungsergebnisse zeigen, dass Yoga Stress reduzieren, die mentale Klarheit fördern und das allgemeine Wohlbefinden verbessern kann. Unser Schokoladen-Yoga wiederum zielt darauf ab, eine umfassende Sinneserfahrung zu schaffen, die nicht nur den Körper entspannt, sondern auch den Genuss in den Vordergrund stellt. Eine gute Option für mehr Wohlbefinden im Alltag. Die Verbindung zwischen der physischen Aktivität und dem bewussten Genuss bietet eine wertvolle Erkenntnis: dass Wohlbefinden aus der Harmonisierung unserer Sinne und einem ausgeglichenen Lebensstil resultiert. Schokoladen-Yoga mag zwar zunächst als eine skurrile Neuheit erscheinen, doch symbolisiert es einen tieferen Wunsch nach Momenten der Ruhe und des bewussten Genießens in unserem schnelllebigen Alltag.

Wir integrieren Anteile aus dem Yoga mit der klassischen Schokoladen-Übung, von der viele vielleicht schon einmal gehört oder sie sogar schon ausprobiert haben: Wir betrachten etwa in Ruhe einer Tafel unserer Lieblingsschokolade. Wie sieht die Verpackung aus, wie fühlt sie sich an? Wir öffnen die Verpackung und achten darauf, wie sie knistert und raschelt. Wir brechen eine Rippe aus der Tafel. Wie knackt und bricht die Schokolade? Wie hört sich das an? Wie sieht die Bruchkante aus? Wir führen die Schokolade zum Mund. Wir riechen die köstlichen Aromen z. B. des Kakaos. Wir beißen behutsam ein Stück Schokolade ab und fragen uns, was wir spüren? Wir lassen die Schokolade auf der Zunge zergehen. Wir versenken uns in diesen Moment.

Das ist idealerweise ein ganz perfekter Genussmoment.

Wer in unsere Genuss-Box digital eintauchen und sich inspirieren lassen möchte, wird hier und hier fündig.

Leckere Schokoladenstücke gestapelt

 

 

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