Laut, bunt, schrill – und teilweise überraschend lecker. Der Foodtrend schwappte von innovativen, kleinen Pop-up-Restaurants zu Instagram & Co. über. Was dahinter steckt.
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Die Chaos-Cooking-Welle begann, wie so oft, in den USA. Ihr eigentlicher Ursprung liegt jedoch Jahrzehnte zurück: die Fusion-Küche, die in den 1980er- und 90er-Jahren in Kalifornien entstand, genannt California Cuisine. Angestoßen wurde der damalige Foodtrend unter anderem von Wolfgang Puck, einem aus Österreich stammenden Starkoch in den USA. Mit Kreationen wie dem „Chinese Chicken Salad“ oder seiner inzwischen berühmten Pizza mit geräuchertem Lachs löste er damals kleine kulinarische Erdbeben aus – und einige Empörung bei den Verfechtern der klassischen Küche. Heute erscheinen uns die damaligen Kombinationen fast fantasielos. Eine „California Roll“ im Sushi-Sortiment ist ganz normal, Sushi kennen die meisten gar nicht anders: Fusion ist Standard geworden.
Mittlerweile ein Klassiker auf unserer Seite: Zucchini-Brownies mit Cashews und dunkler Schokolade
Gekommen, um zu schockieren
„Doch in letzter Zeit gibt es eine neue Generation von Restaurants und Pop-ups, die nicht nur Fusion servieren, sondern aggressive, seltsame, trollige Fusionsküche, die aber auch durchdacht ist, unglaublich gut ankommt und die tatsächlich gut ist“, schreibt der „Eater“ aus New York, eines der größten amerikanischen digitalen Food-Magazine. Beim Chaos-Cooking geht es darum, traditionelle Konzepte des Kochens über Bord zu werfen und auf die üblichen Geschmacksregeln zu pfeifen. Das Ziel: zu überraschen, zu schockieren und mit konventionellen Erwartungen zu brechen – und natürlich auch Genuss zu bieten.
Es entstehen neue, bisher unbekannte Länderküchen-Fusionen, wie das Kjin in New York, wo koreanische Küche mit traditioneller Cajun-Küche kombiniert wird. Andere Küchenchefs und Küchenchefinnen lösen sich auch von diesen Einschränkungen und mixen wie Diego Argoti vom Restaurant Estrano in Los Angeles alles, was ihnen in den Sinn kommt. Dabei entstehen beispielsweise Kompositionen wie Cheeseburger-Ravioli, Mais-Parmesan-Eis oder Tintenfisch-Risotto mit knuspriger Rinderzunge. „Meine Gerichte sehen fast so aus, als wären sie ein Scherz oder als würden sie nicht schmecken“, sagt Argoti. „Dann fragen mich die Leute, was für eine Art Gerichte ich koche. Und ich sage einfach: Es sind Gerichte, nach denen ich Sehnsucht habe und die einen Platz in meinem Herzen haben, aber es ist auch Food-Trolling.“
Chaos-Cooking auf Social Media
Während es in den Restaurants mit Chaos-Cooking-Einschlag primär darum geht, Chaos hinsichtlich der traditionellen Erwartungen und Geschmacksvorstellungen anzurichten, ist der Begriff „Chaos-Cooking“ auf Social Media durchaus weiter gefasst: Auch hier dreht sich vieles um disruptive Kombinationen und Zubereitungen – doch häufig bedeutet „Chaos-Cooking“ einfach: Ich koche intuitiv, ohne Rezept, ohne Abwiegen und kombiniere munter drauf los mit Zutaten, die ich gerade zuhause habe. Die perfekte Lasagne zaubern, die dann Vergleichen standhalten muss? Nö! Dieser Druck ist dann von vorneherein weg. Stattdessen können mit neu gewonnener Freiheit und fast kindlicher Freude am Chaos neue Geschmackserlebnisse entdeckt und genossen werden. Beispielsweise in Form von Purple Pasta, Ramen Burgern oder Kartoffelbrei, hergestellt aus Stapelchips.
Es lohnt sich in jedem Fall, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schmecken, Ungewöhnliches zu kombinieren und sich von neuen Geschmackserlebnissen und Genussmomenten überraschen zu lassen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Zucchini und Schokolade eine gute Kombination sind? Welch großartige Genuss-Gespanne es geben kann, zeigt euch unser Artikel zum Thema Food Pairing.
Nicht ganz so viel Chaos bietet unsere leckere Thai-Chicken-Pizza mit Erdnüssen