Die Illustration zeigt eine Darstellung von einer Garküche des antiken Roms, wie sie seinerzeit als Take-Away-Shop verbreitet wurden. Dokumentiert sind solche Vorläufer des Schnellimbisses vor allem in Pompeji. Hier stehen Menschen an und kaufen Speisen "to go" ein.

Ausstellungstipp: „Essen und Trinken – Reisen durch Körper und Zeit“

Essen und Trinken geht uns alle an, denn wir alle müssen täglich essen und trinken. Folglich gibt es vielfältige Diskurse und teils auch emotional aufgeheizte Diskussionen, wie wir unsere Ernährung gestalten sollten, um etwa Kindern eine bestmögliche physiologische Entwicklung nach heutigem Kenntnisstand zu ermöglichen oder aber um durchzusetzen, wie sich Erwachsene ausgewogen ernähren sollten, um ihren Körper fit und gesund zu halten. Essen und Trinken sind so allgegenwärtig und reichen bis in ordnungspolitische Maßnahmen in Europa und Deutschland, dass es offenbar Zeit ist für eine großangelegte Gesamtschau zum Thema.

„Essen und Trinken – Reisen durch Körper und Zeit“ heißt eine noch bis zum 27. Juli 2025 in Mannheim laufende Ausstellung, die das Thema sowohl kulturhistorisch als auch naturwissenschaftlich betrachtet. Die Reiss-Engelhorn-Museen (rem) haben für diese Sonderausstellung Platz in gleich zwei Häusern geschaffen.

Reise in die Vergangenheit

Im Museum Zeughaus führt uns der Weg kulturhistorisch und archäologisch hunderttausende Jahre zurück ins Paläolithikum, die sogenannte Altsteinzeit, und da bis zum Beginn des kochenden Menschen, der das Feuer entdeckte und Wege fand, es gezielt zu entzünden und für seine Zwecke etwa zum Garen von Speisen zu nutzen. Im Weiteren werden auch steinzeitliche Jagdtechniken zu Lande und zu Wasser beschrieben. Sodann lernen wir, dass in der Neusteinzeit schon Kaugummi gekaut wurde, und zwar auf Basis von Birkenpech, was offenbar gleichbedeutend mit destilliertem Birkenteer ist. Das Exponat zeigt einen „historischen“ Kaugummi samt erhaltener Zahnabdrücke. Kaum zu glauben, aber das Ausstellungsstück soll etwa 10.000 Jahre alt sein.

Hier ist die Ausgrabung einer antiken Garküche aus Pompeji zu sehen. Der Vorläufer eines Schnellimbisses bzw. Take-Away-Restaurants.

Hier ist die Ausgrabung einer antiken Garküche aus Pompeji zu sehen. Der Vorläufer eines Schnellimbisses bzw. Take-Away-Restaurants.

Das Foto zeigt eine denkbare Zusammenstellung von Nahrungsmitteln, wie sie im antiken Rom bzw. in Pompeji für Garküchen verwendet wurden.

Das Foto zeigt eine denkbare Zusammenstellung von Nahrungsmitteln, wie sie im antiken Rom bzw. in Pompeji für Garküchen verwendet wurden.

 

Take-away-Restaurants gab es offenbar schon im alten Rom

Im fortschreibenden Fokus stehen auch Lager- und Bevorratungskonzepte von Lebensmitteln etwa im antiken Rom. Dort wurden übrigens auch die ersten „To-Go“-Mahlzeiten angeboten, wie man heute weiß. Es gilt auch bahnbrechende Neuerungen für die Landwirtschaft des Mittelalters zu betrachten, und es wird der Ernährungsalltag von reichen und armen Menschen in der Barockzeit gegenübergestellt (an einem gedeckten Tisch). Hier flankieren zahlreiche illustrierende hochkarätige Gemälde der Zeit das Thema. In einem Mitmachkaufladen schließlich können Besucherinnen und Besucher entdecken, welche Kolonialwaren um 1900 aus fernen Ländern nach Europa und Deutschland kamen. Im ausgehenden 19. Jahrhundert nahm die Reformbewegung weltweit Gestalt an. Die Bewegung lehnte die Industrialisierung und ihre Folgen ab und besann sich einer naturnahen Lebensweise. Sie baute auf einen starken Naturglauben und setzte beispielsweise auf Freikörperkultur, Naturheilkunde und Vegetarismus. Zu ihren weltweit prominentesten Vertretern gehörte der Arzt Dr. John Harvey Kellogg, der streng asketisch lebte, sich rein pflanzlich ernährte und als neuzeitlicher Erfinder der Cornflakes gilt. In einer eigens eingerichteten „Forschungsstation“ zeigen die Ausstellungsmacher schließlich, wie Fleisch im Labor entsteht.

Reise in den Körper

Im Museum Weltkulturen entführen die Gestalterinnen und Gestalter der Ausstellung das Publikum in eine Teilreise durch den Körper – von der Nahrungsaufnahme im Mund über die Speiseröhre und den Magen bis in die verschiedenen Darmabschnitte. Hier laden auch viele Mitmach- und interaktive Angebote zum Entdecken und Verweilen ein. Es geht um die Funktion der einzelnen Organe, die Rolle von Enzymen, wie Nährstoffe per Stoffwechsel in den Körper gelangen und vieles mehr. Präsentiert werden auch die verschiedenen Sinne, mit denen eindrucksvoll verdeutlicht wird, dass das Essen und Trinken ein polysensorisches Ereignis ist – wir betrachten also das Hören, Tasten, Riechen und Schmecken sowie Sehen. Apropos Sehen: An dieser Station können Museums-Besucherinnen und -Besucher ausprobieren, welche Rolle Farben bei der Auswahl von Lebensmitteln spielen können.

Das Symbolbild zeigt das menschliche Verdauungssystem, durch das die Nahrung durch die Speiseröhre, den Magen und den Darm wandert und dabei verdaut und die Nährstoffe aufgenommen werden.

Das Symbolbild zeigt das menschliche Verdauungssystem, durch das die Nahrung durch die Speiseröhre, den Magen und den Darm wandert und dabei verdaut und die Nährstoffe aufgenommen werden.

 

Zahlreiche Führungen, Veranstaltungen und Angebote für das Erleben draußen und in der Umgebung von Mannheim runden die Schau ab. Am 04. Juli 2025 veranstaltet das Haus ein Sommerfest unter freiem Himmel. Es gibt ein umfangreiches Programm für Groß und Klein, das vor allem auch Einblicke hinter die Museumskulissen und die verschiedenen Forschungslabore gewährt. Für leibliche Genüsse ist ebenso gesorgt wie auch für klangliche Begleitung. Am 24. Juli geht es mit einem Facharzt zur Sonderführung in die Wunderwelt der Verdauung. Wer mehr wissen will: https://www.rem-mannheim.de/ausstellungen/sonderausstellungen/essen-und-trinken/

Adresse:
Reiss-Engelhorn-Museen (rem)
Museum Zeughaus C5 / Museum Weltkulturen D5
68159 Mannheim

 

Titelfoto: © :relations/ChatGPT

 

 

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